Abel Auers Bilder sind in Auseinandersetzung mit der Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts entstanden. Und sie sind inspiriert von frühen Seher fahrungen des Künstlers. Abel Auers Großvater war Landschaftsmaler, das großelterliche Haus voller Bilder. Selbst nun Landschaften zu malen, bedeutet auch Rückbezug auf die eigene Kindheit. Wie Archetypen wirken die Motive seiner Gemälde und der Aquarelle und phantasievoll wie von Kinderhand gemalt, bunt und grell, pink, gif tgrün, rauschhaft, manchmal am Rand des Erträglichen. Die Idylle wird aggressiv und ist in der geballten Kraft der Farben nur schwer zu ertragen. Es sind Traumwelten, Gegenwelten zur eigenen urbanen Lebenswelt - dem Randgruppenviertel der Großstadt, "Taxidriver"-Milieu -, obsessiv gemalt. Wohnen und arbeiten – das ist bei Abel Auer wie in einer Höhle, die Fenster verhüllt, der Raum voller Bilder. Eine eigene Welt von solcher Wucht, daß Imagination und Wirklichkeit zusammen fallen in der Vision, daß, öffnete man die Fenster, die Welt draußen nicht anders aussähe. Als Kai Althoff diese Bilder sah, machte es ihm Mut und große Freude, auf sie malerisch zu antworten.
Für Freising mit seinen bedeutenden Sammlungen christlicher Kunst hat Kai Althoff 23 Bilder geschaffen. Es sind unterschiedliche Formate mittlerer Größe, erworbene bereits auf Keilrahmen gespannte Leinwände, auf eine Bootslackschicht Papier kaschiert, auf die er in verschiedenen Techniken malt: mit Wasserfarben, Lack, Stoffarben, manchmal eine Collage, Firnis zum Schluß. Der Rand der Leinwand ist immer mit einem Stoff beklebt.
Die Bilder sind expressiv in ihrer Farbigkeit, voll "tiefer Pracht" und zart, empfindsam. Ein Schatz an Erzählungen! So viele Anklänge an Vertrautes – woher? Hier geben – anders als bei den namenlosen früheren Werken - die Titel Hinweis. Die Bilder haben Namen. Und so erkennt man die Herrlichkeit Gottes: nicht glänzend und hehr, eher eine traumatische Gestalt, die an Moses vorüber geht. Vor den Augen der Jünger tastet Thomas ungläubig die Wunden des Herrn. Ausgelassene Stimmung am Palmsonntag, die Geistlichkeit, die schönen Gesichter der Jünger, Partygesellschaft, tanzende Damen, Frack und Zylinder, ein Rucksackreisender, Teppiche werden ausgerollt, Zweige grüßen. Bildumspannende Arme des Heiligen Geistes, in dessen Angesicht die Menschen schamlos schmutzig ihre Körperlichkeit ausleben. Die anmutige Jesusgestalt in Getsemani, verhüllt durch eine diaphane textile Überspannung der Leinwand. Der heilige Nikolaus von Myra wie die Illustration eines Kinderbuches der eigenen Kindheit, in der sich die Sehnsucht nach dem Guten, nach dem Rettenden spiegelt, nach Aufgehobensein. Nikolaus scheint eine Art Lieblingsgestalt, die in rotem Gewand mit Tiara, Bischofsstab und Heiligenschein öfter bei Kai Althoff auftaucht. Eine heulende Alte im Rollstuhl lustlos geschoben von einem jungen Paar, eine einsam melancholische weibliche Gestalt und das Glück des Bekehrten, sein lässig entspannter Körper eingefangen im Netz eines "Menschenfischers".
Liebe ist ein abstraktes Bild aus aufgeklebtem, Falten schlagendem golddurchwirktem Papier, abstrakt auch Das neue Leben, horizonale malerische Streifen in Grün, und Ewigkeit. Verstörend Makabres dazwischen: ein zerstückelter und gepfählter Kinderkörper im Schoß eines Jungen, drastisch neben der collagierten Abbildung einer effizienten Arbeitswelt. Die Verletzlichkeit des menschlichen Körpers in der Phantasie nach vorne abgewinkelter Unterschenkel, die das Skelett entblössen, eine fragile Gestalt bodenlos, ohne Halt. Glück und Armut: beinahe ironisch zwei kauernde Gestalten, die eine stülpt der anderen einen Eimer über den Kopf, ein schlacksig rotlangbeiniges Mädchen passiert – und er will alles sehen... Ein Eltenpaar, dazwischen das Kind: die biedere Rückenansicht der Mutter, der Vater, die Zeitung lesend, mit Rattengesicht ein Intellectus moribundus, nur das Kind erkennt die Christusgestalt in Gold und Blau mit Lichterkranz, die Male an Händen und Füßen tragend.
Realitätsfragmente sind manchmal hinein collagiert wie das Tableau einer glücklichen Belegschaft. Eindeutiges neben Rätselhaftem, vieles bleibt entrückt und verträumt. Renée nennen sich weibliche Skinheads, die man an ihren Frisuren erkennt. "Ich bin religiös", sagt Kai Althoff. "Ich schätze es zutiefst, wenn jemand sein Leben Gott widmet. Ich glaube, das gibt dir wirklich das Gefühl frei zu sein. Du verbringst deine Zeit mit Gott, und er gibt dir die glückliche Gelassenheit, wirklich damit zu beginnen, seine Schöpfung zu erkennen und diesbezüglich zu handeln, ohne Hinderung. (Flash Art, Nr. 224, 2002, S. 97)