Herausragende Künstler haben für die Straßen Münchens rings um den Marienplatz ein Werk erdacht und - für sie selbst ein Abenteuer - in neuen Techniken umgesetzt. So verwandeln Lichtinstallationen zur Jahrtausendwende das Gesicht der Stadt. Mit Einbruch der Dämmerung wird die Kunst über den Straßen sichtbar. Sie tritt in Dialog mit dem alltäglichen Ort, seiner Geschichte und Architektur, und sie setzt sich der Lebendigkeit des Zentrums aus.
Kunst geht auf die Straße. Da ist Getümmel, viel Licht, anderes Licht, Wind und Wetter. Gerade das hat die Künstler für das Projekt entzündet: den geschützten Raum des Museums, den Elfenbeinturm verlassen, arbeiten im Offenen! Die Künstler nehmen die Herausforderung an. Sie lassen sich ein auf den Dialog zwischen Kunst und Werbung. Leichter wäre es gewesen, dunkle Plätze oder Straßen der Peripherie zu illuminieren. Viele Betrachter haben in der Tat die Lichtkaskaden des Kommerz als störend empfunden oder sie haben sich die künstlerischen Eingriffe dominanter gewünscht. Gleichwohl liegt gerade darin eine Stärke der Kunst: nicht im Spektakel, in der rauschhaften Inszenierung, sondern in leiseren Eingriffen, die alltägliche Wahrnehmung verändern - manchmal an der Grenze zum Unbewußten - und die Sprache der Kunst, ihre Poesie und Sinnlichkeit sichtbar machen.
Licht ist das Medium aller fünf Installationen. Und doch ergibt sich ein breites Spektrum sehr unterschiedlicher künstlerischer Ansätze. Die Arbeiten bewegen sich im Spannungsfeld von Konzept und Intuition, von Zauber und Intellektualität, von Dekor und Reflexion: pure abstrakte Lichtlinie, figurative von innen leuchtende Skulpturen, fluoreszierende Texte, malerische Lichtarchitektur, eingeblitzte Projektionen und Lichtmalereien. Die Künstler haben mit Bedacht "ihre" Straße gewählt. Ugo Dossi suchte die Korrespondenz von Straße und Untergrundbahn, Marco Gastini entschied sich für den majestätischen ruhigen Backsteinbau des Doms als Folie, Jenny Holzer reizte die Luxusmeile und der offene Platz, Mischa Kuball wollte auf die kaum wahrnehmbare urbane Struktur der Krümmung antworten, und Kiki Smith fand ihren Ort zwischen Bürgerhäusern und königlicher Residenz.