Matthias Zieglers Photographien von Afrika lenken die Aufmerksamkeit auf einen Kontinent, mit dem viele nur Hunger, Aids und Bürgerkrieg assoziieren. Matthias Ziegler bringt von seinen Reisen jedoch andere Bilder mit, Bilder auch jenseits des Klischees des Genres der Reportagephotographie. Es sind poetisch sinnliche Arbeiten, einfühlsam beobachtend und feinsinnig zeichnend. Die Schönheit und Würde der Menschen zu bannen, ist sein Wunsch, Innenansichten ihres Lebens zu geben, auch humorvoll Skurriles festzuhalten. So sind seine Photographien auf den ersten Blick ohne politische Konnotationen, auch wenn seine Auftraggeber, Hilfsorganisationen etwa oder renommierte Magazine, politisch motiviert sind.
Hinter jedem Portrait, hinter jeder „Situation“, verbirgt sich gleichwohl eine Geschichte. Wir sehen eine schöne Frau, und nur das rote Buch mag als Hinweis gelesen werden, dass sie eine einheimische Hilfsorganisation gegen Analphabetismus leitet. Da ist ein lässig gekleideter Mann im Schilf, und was unpolitisch wirkt, ist auch ein Plädoyer für eine nicht genmanipulierte Landwirtschaft im Rückgriff auf bewährte Methoden, nämlich die Schädlinge durch „Zäune“ aus Schilfgras von den Feldern abzuhalten. Der Fußballer mit seinem verwundeten Knie hat nie ein Fußballstadion von innen gesehen – das ist allein der Aufnahmeort –, sondern nur in den Slums von Nairobi gespielt, und der geheimnisvoll aus dem Dunkel blickende Mann mit leuchtend grünem Hut ist ein Flüchtling aus Simbabwe.