Kunst in einem Unternehmen – das ist eine besondere Situation. Nicht der geheiligte Raum des Museums, nicht das Experimentierfeld eines Ausstellungsinstituts oder der weiße Kubus einer Galerie: es ist ein profaner Raum, dem man eigentlich Kunst nicht zutraut - eher Pflanzen im Entree und die Präsentation von Produktwerbung, vielleicht noch ein Bild an der Wand als Farbtupfer. Hier nun bei Hartmann empfängt Sie eine Kunst, die museumswürdig ist, geschaffen von Künstlern, die vielfach in Museen in Europa, Amerika und Australien ausgestellt haben.
Die Arbeiten sind nicht im Auftrag entstanden und passen doch hierher zu Hartmann. Sie sind nicht Ausstattung, nur Schmuck, sondern sie haben zu tun, mit dem was das Unternehmen bewegt. Sie korrespondieren mit Fragen, über die hier nachgedacht wird. Wie im ersten Zyklus geht es um "Interest in Life": Interesse am Leben, am Menschen, an der Gesundheit des Körpers und seiner Verwundbarkeit. Es geht um ein humanes Leben, um Heilen, Gesunden. Der Dienst am Menschen und ethisches Handeln gehören zum Katalog der unternehmerischen Tugenden von HARTMANN.
Das heißt: Kunst ist kein Luxus im Sinn einer Verschwendung von Mitteln zur bloßen Erbauung. Nicht eine Orchidee in der Nische der Vorstandsetage oder bloßer Anlaß für einen Event. Durch die Kunst lernen wir verstehen, unterscheiden, schulen wir unser ästhetisches Empfinden – fürs Leben und fürs Unternehmen! Ob es um Kommunikation der Mitarbeiter geht, um das Gespräch zwischen Tochtergesellschaften, um die Vernetzung in der Stadt: Die Kunst ist mittendrin, sie ist von Nutzen, wenn sie gut ist, wenn sie vermittelt werden kann und wenn es eine Kontinuität im Sinne eines beständigen Prozesses des Schauens und Lernens gibt.
Kultur – und damit auch die bildende Kunst – soll nun im Grundgesetz verankert werden. "Kultur ist eine lebensnotwendige Grundlage unserer Gesellschaft, so daß es folgerichtig ist, sie auch in unserer Verfassung zu nennen", ist die Begründung. Daß im Sinne des neuen "Staatszieles" HARTMANN mit dieser Ausstellung auch ein bürgerschaftliches Engagement erbringt, dafür Achtung und Lob!
Dr. Petra Giloy-Hirtz, curators, Auszug aus der Rede zur Eröffnung der Ausstellung am 18. Mai 2004