Es vorweg zu nehmen: Nach der Idee von HARTMANNART sind die Kunstwerke nicht bloße Dekoration, nicht nur Schmuck an der Wand. Vielmehr soll die Kunst eine thematische Nähe zum Unternehmen haben – freilich ohne sie gewaltsam zu vereinnahmen oder sie in ihrer Autonomie zu beschränken. Kriterium der Auswahl also ist die Frage: Wo gibt es eine Geistesverwandtschaft zwischen Kunstwerken und der Weise, wie in diesem Unternehmen gedacht und gehandelt wird?
Themen, die HARTMANN beschäftigen, sind auch Themen der Kunst. Über existentielle Fragen des Lebens wird hier und dort nachgedacht: über Leib und Seele, Gesundheit, Schönheit und Alter, Intimität und Körper, Schutz und Heilung, über Verantwortung, ethisches Handeln, den Dienst am Menschen, die Entwicklung unserer Erde, über Natur, Forschung und Wissenschaft. Aber Künstler erfinden ganz andere Antworten! Und deshalb sucht HARTMANN den Dialog: die ästhetischen Bildern des Lebens zu genießen und aus ihnen zu lernen. Wo hat die Kunst ihren Platz? Wir denken sie gemeinhin als Teil des kulturellen Überbaus, der sich über die Arbeits- und Geschäftswelt und unseren persönlichen Alltag erhebt. Da ist Kunst dann gleich Luxus, ästhetische und intellektuelle Erbauung. Kunst also als Nische und elitäres Statussymbol. Vielleicht würdigen wir sie noch als Medium von Sinnstiftung, die die profane Welt mit Bedeutung versieht, sie geistig überhöht und unsere Defizite, unsere Mangelerfahrung an Schönheit etwa, kompensiert.
Das Verständnis von Kunst bei HARTMANN ist ein anderes. Kunst ist nicht verbannt in den Feierabend oder reserviert für die Kunstsinnigen und Kunsterfahrenen oder Privileg des Managements. Hier bei HARTMANN wird Kunst Teil des Alltags. Die Mitarbeiter partizipieren an dem, was Künstler heute erdenken und erschaffen – unabhängig von ihrer Herkunft, von Gewohnheiten oder gar kunsthistorischem Fachwissen. Hier bei HARTMANN gibt es also spontane, voraussetzungslose Begegnungen mit Kunstwerken – und die Möglichkeit, sich näher mit ihnen zu befassen durch Vorträge, Gespräche mit Künstlern, Dokumentationen. Das hat sich zu Anfang schon erfüllt: Was hier von den Mitarbeitern des Hauses beim Aufbau der Ausstellung geleistet wurde, das kann sich ein Museum an Einsatz, Einfallsreichtum, Begeisterung und technischem Können nur wünschen. Das ist der Sinn und Nutzen von HARTMANNART – Leben mit der Kunst im Alltag der Arbeit, wo sie Augenweide sein kann, Neugierde erweckt und zum Gespräch anstiftet. Voraussetzung ist die hohe Qualität der ausgewählten Arbeiten. Und: sie eröffnen sich dem Verstehen, sie sind sinnlich, sie erzählen uns etwas. So kann Kunst Ausdruck der Kultur im Unternehmen werden und darüber hinaus diese Kultur sogar mitgestalten – auch international als Vehikel der Kommunikation in den Tochtergesellschaften der weltweiten HARTMANNRegionen.
Dr. Petra Giloy-Hirtz, curators, München
Auszüge aus der Rede zur Eröffnung der Ausstellung am 18. September 2003 in Heidenheim