Christopher Thomas zeigt eine Stadt der Stille, Menschen-Leere, jenseits der Turbulenz urbanen Lebens. Sie werden München mit neuen Augen sehen! Dabei wählt Thomas gar nicht die verborgenen Winkel, sondern die Präsentationsstücke spätklassizistischer Schauarchitektur der Könige, den Park, den Fluss, das Vertraute, aber so nie Wahrgenommene. Wenn die Stadt schläft, macht er sich auf – über Jahre hinweg – und baut seine Kamera auf. Als könne er so das Wesen aufdecken, das profan Alltägliche löschen zugunsten eines "Ewigen" oder zumindest Zeitlosen: Englischer Garten, Hofgarten, Nymphenburger Park, Isarauen: im Frühnebel, unter Herbstlaub, die kahlen Bäume wie Schemen im Dunst, unberührte Schneedecken. Orte der Nostalgie und Vergänglichkeit, wie die Burg, das Karussell, der Friedhof. Plätze und Monumente ohne die Spuren der Flaneure und Bewohner.
Der Eindruck des Malerischen dankt sich nicht dem digitalen Pinsel. Wie überhaupt Christopher Thomas sich der Tradition verbindet und die technisch avancierten Möglichkeiten der Manipulation bewusst ungenutzt lässt. Er, der als Photograph einer glamourösen Warenwelt über jegliche Technologie verfügt, vertraut als Künstler der Kraft des Bildes. Und so wählt er auch die Form der Präsentation: hinter Glas in einen Rahmen setzt er seine meist mittleren Formate, mit Passepartout, auf Büttenpapier gar. Was als elegische Erinnerung unser Auge verführt, drückt tiefer den Wunsch aus nach einer intakten Ordnung von Zivilisation und Natur, die es zu schaffen und zu erhalten gilt.
Petra Giloy-Hirtz
(aus der Rede zur Eröffnung der Ausstellung bei Credit Suisse, Lenbachpalais München am 27. März 2007)