Wie diese Bilder beschreiben? Wie sie deuten? Am besten vielleicht keine Worte. Let them „take root in the mind of the viewer“!
Man stelle sich den Raum vor, in dem diese kleinen wunderbaren Bilder in Öl und Wachs entlang den Wänden aneinander gereiht sind wie Bäume einer Allee. Flanieren wir vorbei, verweilen und schauen wir und erfahren ihre Präsenz. Wie sensibel und fein sie gemalt sind! In Sujet, Pinselstrich, Farbe und Licht erinnern sie an die alten Meister und sind doch fern einer traditionellen Landschaftsmalerei. Baum für Baum, einzeln, wie Portraits, herausgelöst aus ihrer Umgebung: ohne Erdboden und ohne Horizont. Sie entwachsen der unteren Bildkante und füllen beinahe die ganze Leinwand. Sie breiten ihre Äste in eine Fläche von vielerlei Grau, das andere Farben einschließt, Blau, Rosa, Violet, Pink, matt samtig modelliert. In der Wiederholung der Komposition entfaltet sich eine schier unerschöpfliche Vielfalt der Farben und Formen. Langsamkeit und Sorgfalt sind jenen Bildern eingeschrieben, Gedanke und Gefühl. Das Pathos der Geschichte der Malerei und etwas sehr Zeitgenössisches verbinden sich in ihnen. Ihre Schönheit, ihre Anmut und Melancholie sind verführerisch. “The brushwork, lines and contours are carefully and delicate, drawing on the sheer love for painterly tradition and accomplishment as if the brazen iconographic humor of Guston were somehow transmuted back through the strategies of Italian Renaissance.” (Fred Dewey) Nehmen wir ihre Einladung zum aufmerksamen Betrachten und zur Kontemplation an!
Lucas Reiners Bilder kommunizieren sofort über das ästhetische Vergnügen an der Malerei und über ihren Gegenstand, den Baum. Wir erkennen ihn als Objekt der realen Welt, und schauend und verstehend holen wir das Abwesende herein: die Stadt. Wer Los Angeles kennt, hat die „Leerstellen“ des Bildes in der Imagination schnell besetzt. Die Bäume, schief, geschunden, merkwürdig getrimmt, zurecht gestutzt vom Verkehr, vom Lastwagen gestreift, beschnitten um Sicht zu schaffen auf Reklametafeln, entfremdet durch Schilder, Weihnachtsschmuck oder Graffiti. Fragil doch zäh, einzeln, um Raum ringend: zur Seite gegen die Häuserwand, nach oben gegen Stromleitungen. Davon scheint dieser Zyklus zu erzählen: vom Verhältnis des Menschen zur Schöpfung, der Domestizierung der Natur durch die Zivilisation, vom Überleben im urbanen Kontext.